Das 4. Digitale Forum des Gemeinsamen Arbeitskreises Germanistik und Deutschunterricht, in dem Mitglieder des Deutschen Germanistenverbandes und Mitglieder des Symposion Deutschdidaktik vertreten sind, findet am 13. Juni 2023 von 18.00 bis 19.30 Uhr zum Thema „Erinnerungskultur im Wandel – Konsequenzen für den Deutschunterricht und die Lehrkräftebildung“ statt.
Im Dezember 2022 hat der Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband e.V. die „Paderborner Erklärung“ veröffentlicht, in der eine obligatorische Einbindung der Holocaustliteratur in die Deutschlehrpläne gefordert wird. Darin findet sich eine Beschreibung der Herausforderungen einer zeitgemäßen schulischen Erinnerungsarbeit:
Dringlichkeit und Eile sind geboten, weil zahlreiche erschreckende Ereignisse und Geschehnisse, nicht erst seit der Jahrtausendwende, die Gefahren von Verdrängen und Vergessen in bedrohlicher Deutlichkeit dokumentieren. Nicht zuletzt jüngere Studien zum Wissen um den Holocaust bei jüngeren Menschen (etwa von Salzborn/Kurth 2019) müssen in diesem Zusammenhang tief besorgen. Daher muss eine Beschäftigung mit dem Holocaust zukünftig breiter und anders aufgestellt werden durch eine Verknüpfung von historisch-politischen Lernprozessen mit Formen ästhetischer Bildung. In der Kombination von Erinnern und Erzählen, von multidirektionaler Erinnerung und der Auseinandersetzung mit literarischen Inszenierungsmustern liegen große Chancen für sprachlich-literarische, zugleich für persönlichkeits- und entwicklungsfördernde Lernprozesse.
Da es immer weniger Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gibt, die von ihren Erfahrungen im Nationalsozialismus berichten können, erscheint es desto wichtiger, die Verankerung des Themas in der schulischen Bildung und hier besonders im Deutschunterricht einerseits sowie der universitären Lehrkräftebildung andererseits zu analysieren und hinsichtlich der Potenziale zu reflektieren. Es ergeben sich zahlreiche Fragen, die wir mit Fokus auf Deutschdidaktik und
Deutschunterricht in einem digitalen Forum diskutieren möchten:
- Wie kann der Umgang mit Formen und Medien literarischen Erinnerns sinnvoll didaktisch und methodisch gestaltet werden?
- Welche Chancen ergeben sich für die Verknüpfung von literarischem mit historischem Lernen?
- Welche fächerübergreifenden Konzepte zum Umgang mit NS-Vergangenheit und Holocaust können für den Deutschunterricht produktiv genutzt werden?
- Welche Rolle spielen unterschiedliche mediale Formen (wie z.B. moderne Kurzfilme bzw. Literaturverfilmungen, Computerspiele, Comics oder Graphic Novels sowie Bilderbücher) dabei, Themen, Werte, Normen im Gespräch zu halten, zu befördern und in gewisser Hinsicht zu pflegen?
- Welche empirischen Erkenntnisse gibt es zum Umgang von Schüler*innen mit Holocaustliteratur und deren (gradueller) Mehrdeutigkeit?
- Wie müssen die Rahmenbedingungen durch die Bildungsministerien der Länder und die KMK angepasst werden, um dem Wandel der Erinnerungskultur gerecht zu werden?
- Wie gehören Erinnerungskultur und Bekämpfung des Antisemitismus durch pädagogische Präventionsarbeit zusammen?
Es diskutieren
- Prof. Dr. Anja Ballis, Professorin für die Didaktik der Deutschen Sprache und Literatur an der LMU München
- Prof. Dr. Sascha Feuchert, Professor für Neuere Deutsche Literatur mit dem Schwerpunkt Holocaust- und Lagerliteratur sowie ihre Didaktik an der Justus-Liebig-Universität Gießen
- Dr. Andrea Schwermer, Referentin im Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland
- Dr. Rebecca Seidler, 1. Vorsitzende des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden von Niedersachsen
- Dr. Susanne Urban, Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS Hessen)
Die Moderation erfolgt durch Dr. Torsten Mergen (DGV) und Christian Plien (DGV).
Bitte melden Sie sich bis zum 8. Juni 2023 per E‑Mail bei der DGV-Geschäftsstelle an (geschaeftsstelle@germanistenverband.de, Betreff: 4. Digitales Forum). Die Zoom-Einwahldaten werden kurz vor der Veranstaltung per E‑Mail versandt.